OK

Cookies ermöglichen eine bestmögliche Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Mehr Infos

Crater Lakes National Park, Oregon.  © Christian Heeb
© Christian Heeb

Nationalparks der USA: Crater Lake, Oregon



Ein gewaltiger Vulkanausbruch vor fast 8.000 Jahren ist verantwortlich für die Entstehung des tiefsten Sees Amerikas.


DER PARK


Über Oregon verdüstert sich der Himmel, dann über Nevada und Kalifornien. Bis hoch nach Kanada ziehen die dunklen Schwaden und nach Osten bis Wyoming. Der Mount Mazama spuckt Kubikkilometer um Kubikkilometer geschmolzenen Fels, bis zu 1.000 Kilometer entfernt fällt Asche vom Himmel. 150 Mal so viel Material jagt er in die Luft wie 1980 der Mount St. Helens. Dann stürzt der 3.600 Meter hohe Berg wie eine Pappkulisse in sich zusammen und hinterlässt einen riesigen Krater.
Der einzige überlieferte Augenzeugenbericht dieser Naturkatastrophe um das Jahr 5.700 vor Christus stammt von den Klamath-Indianern, für die der Krater noch heute ein heiliger Ort ist. Sie haben das Unfassbare in ihre Sagenwelt aufgenommen und geben die Geschichte von Generation zu Generation weiter: Zwei Häuptlinge, Skell aus der Oberwelt und Llao aus der Unterwelt, bestritten einen gewaltigen Kampf miteinander, an dessen Ende Llaos Haus zerstört wurde. Sein Kopf ragt aus dem See heraus, der über die nächsten 800 Jahre im Krater entstanden ist - er steht heute als Wizard Island auf der Landkarte.
Die nächste Überlieferung stammt aus dem Jahr 1853 und beschreibt den Eindruck, der sich auch heute beim Besuch des Crater Lakes tief einprägt: "Das ist der blaueste See, den wir jemals gesehen haben", sollen die beiden Goldsucher John Wesley Hillman und Henry Clippel zueinander gesagt haben. Und tatsächlich ist der Blick auf dem See immer wieder spektakulär - die Farbe ändert sich von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde.
Dass der See so blau ist, hat er seinen außergewöhnlichsten Eigenschaften zu verdanken: Zum einen ist er der tiefste See Amerikas - und dabei nur ein Winzling im Vergleich zu den Großen Seen im Mittleren Westen: die Fläche des Lake Superior ist 1.500 Mal so groß.
Zurück zum Blau: Wenn die Sonnenstrahlen auf Wasser fallen, verschluckt es zuerst die Rottöne, dann Orange, Gelb und schließlich Grün. In einem so tiefen See können nur die langen, blauen Wellen so weit vordringen, dass sie zurück an die Oberfläche reflektiert werden.
Zum anderen besitzt der See 19 Trillionen Liter des klarsten Wassers der Welt. Eine wissenschaftlich genormte Scheibe konnte man noch bis in 43 Meter Tiefe erkennen - ein Weltrekord. Das wiederum liegt daran, dass sich der See ausschließlich vom Regenwasser und den heftigen Schneefällen im Winter speist und nicht durch Flüsse. Diese würden Erde und Mineralien hineinschwemmen. Selbst die Fische mussten eingeführt werden: Bis 1941 hat man hier 1,8 Millionen Forellen und Lachse ausgesetzt.
Der Crater Lake liegt eingefasst von Felsen, die bis zu 600 Meter über den See aufragen. Sie bilden den Rand der Caldera, wie die geologische Formation korrekt bezeichnet wird. Denn der Crater Lake ist in Wirklichkeit kein Krater: der würde nämlich von Lava aufgeschichtet. Das Überbleibsel eines eingefallenen Berges wird als Caldera bezeichnet.
Heute sieht man dem Crater Lake Nationalpark seine gewalttätige Vergangenheit nicht mehr an. Mitten in der Wildnis Oregons gelegen, ist er jedes Jahr ein Magnet für 500.000 Wanderer, Kanufahrer und Naturliebhaber.

EIN TAG IM PARK


Der Rim Drive läuft am Rand der Caldera entlang und ist der beliebteste Weg, den Nationalpark zu erkunden: Auf den 50 Kilometern Länge sind 25 Aussichtspunkte eingerichtet, die immer wieder neue Blicke auf den See bieten. Am besten fährt man von Westen oder Süden in den Park hinein und biegt an den Park Headquarters links ab. Nach zwei Meilen geht es links zum Rim Village ab, wo man das Auto abstellt und für einen ersten Blick zum Memorial Overlook hinübergeht. Von hier aus kann man das intensive Blau des Sees bewundern, dem der Ring hoher Berge an seinem Ufer etwas Dramatisches verleiht.
Wenn man wieder ins Auto steigt, sollte man den Kilometerzähler auf Null stellen: Nächster Halt ist der Discovery Point auf Meile 1,3. An dieser Stelle standen angeblich die zwei Goldsucher, die den See als erste Weiße gesehen haben. Zur linken erhebt sich der Hillman Peak 600 Meter über dem Wasser, der höchste Gipfel direkt am Rand. Bei der Eruption ist er in zwei Hälften zerbrochen.
Bei Meile vier hat man den besten Blick auf Wizard Island. Den Aschekegel kann man bei gutem Wetter auch besteigen. Die Straße zieht sich weiter über Mt. Thielsen Overview und Steel Bay, benannt nach William Gladstone Steel, auf dessen Initiative der Crater Lake 1902 zum Nationalpark erklärt wurde.
Sechs Meilen weiter liegt der Skell Head, von dem aus man den ganzen See überblicken kann. Hundert Meter weiter kommt der Mount Scott in Sicht. Der höchste Berg im Park gehört zu der Gruppe der so genannten Satellitenvulkane, die sich ebenfalls aus der riesigen Magmakammer unter dem Mount Mazama gespeist haben.
Auf der weiteren Strecke taucht das Phantom Ship auf, eine Insel aus vier Millionen Jahre altem Gestein. Sie ragt nur etwa 50 Meter aus dem Wasser. Bei einem bestimmten Licht scheint das verwilderte Phantomschiff vor der Bergwand zu verschwinden und wieder aufzutauchen.
Von Kerr Notch führt eine Straße zu The Pinnacles, spitzen Felstürmen, die an den Bryce Canyon erinnern. Nur, dass sie hier aus dunkler, gehärteter Vulkanasche bestehen. Wieder auf dem Rim Drive, kommt man zurück zum Rim Village.
Wer noch Zeit hat, kann sich kurz davor an den Park Headquarters auf den Godfrey Glen Trail machen. Man läuft etwa eine Meile auf einem Band aus Asche und Bimsstein durch den dichten Wald. Die Wände in den Schluchten sind aus dem gleichen Material, sie wurden aber von Gasen aus dem Erdinneren gehärtet.

AKTIVITÄTEN


145 Kilometer Wanderwege durchädern den Park. 10,7 Meilen hinter dem Visitor Center zweigt der Cleetwood Trail nach rechts ab, der auf einer Meile hinunter zum Ufer führt. Man braucht feste Schuhe und eine gute Kondition, denn der steile Weg ist die einzige Möglichkeit, auch wieder hinauf zu kommen. Unten liegt die Bootsanlegestelle, von der aus man im Sommer jede Stunde zwischen 9 und 15 Uhr zu Wizard Island übersetzen kann.
Hat man geglaubt, schon alles vom Crater Lake gesehen zu haben, wird man jetzt eines besseren belehrt: Vom See aus entdeckt man Wasserfälle und geologische Strukturen, die vorher verborgen lagen. Auf Wizard Island führt der eine Meile lange Wizard Summit Trail durch Hemlock- und Shastatannen zum Krater hinauf. Oben biegen sich krumme Zirbelkiefern vor dem klaren Wasser, das sich auch hier gesammelt hat.
Als einer der interessantesten Wanderwege gilt der Mount Scott Trail, der auf Meile 17 vom Rim Drive abzweigt und 2,5 Meilen lang ist. Er führt durch Wälder von Weißrindigen Kiefern an den besten Orten für Tierbeobachtung vorbei. Vor allem Falken, Habichte und Adler sind hier mit etwas Glück zu sehen. Außerdem leben Schwarzbären, Edelmarder, Schneeschuhhasen und Tannenhäher im Park. Eine Gruppe von 150 Wapitihirschen kann man südlich des Sees beobachten.
Auch Angeln und Schwimmen sind erlaubt. Ein Bad ist allerdings ein eisiges Vergnügen: Selbst im Sommer pendeln die Wassertemperaturen zwischen 10 und 16 Grad.

REISEZEIT


Im Juli, August und September hat man die besten Chancen auf warmes, trockenes Wetter mit Höchsttemperaturen von 18 bis 26 Grad. Aber auch im Hochsommer sinken die Temperaturen nachts auf drei oder vier Grad. Mitte Oktober können schon Schneefälle einsetzen, dann werden der nördliche Parkeingang und Teile des Rim Drives geschlossen. Das kann in Extremfällen bis Anfang Juli so bleiben.

ANREISE


Von Süden auf der Interstate 5 bis Medford. Dort auf den Highway 62 nach Norden, der dann rechts in den Nationalpark einbiegt. Von Norden auf der Interstate 5 vor Roseburg auf den Highway 138, der in den Park führt. Achtung: Dieser Eingang ist von Mitte Oktober bis Mitte Juni und bei Schnee geschlossen.

UNTERKUNFT


Die Crater Lake Lodge stammt von 1915 und liegt direkt auf dem Rand der Caldera, offen von Ende Mai bis Ende Oktober. The Cabins at Mazama Village sind für zwei Personen zu mieten, sie liegen nur eine kurze Fahrt vom Rim entfernt, offen von Anfang Juni bis Mitte Oktober. Reservierungen unter www.craterlakelodges.com.
Mit dem Mazama und dem Lost Creek Campground gibt es zwei Campingplätze. Bei beiden gilt ?first come, first serve?, nur der Mazama im Süden besitzt Wohnwagenplätze.

AUSKUNFT


Infos über den Park unter www.nps.gov/crla


Ausgabe 5-2006

© Text: AMERICA/Lukas Martin
 

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN


Nationalparks der USA: Badlands, South Dakota  Artikel zeigen

Nationalparks der USA: Mesa Verde, Colorado  Artikel zeigen

Nationalparks der USA: Bryce Canyon, Utah  Artikel zeigen

Nationalparks der USA: Acadia, Maine  Artikel zeigen

Nationalparks der USA: Petrified Forest, Arizona  Artikel zeigen

 
 

Aktuelle Ausgabe, America Journal
 

AMERICA 1/2024 ist da

 Heftinhalt

Hier können Sie kostenlos Informationsmaterial bestellen.
zum Infoservice


We’ll keep you posted!
Jetzt anmelden zum
AMERICA Newsletter

Die aktuelle Ausgabe und Hefte aus den letzten Jahren können Sie  hier bestellen
 Zum Abonnement

Your America

Die Welt der Ureinwohner

Native Americans in den USA, First Nations in Kanada: Besuche bei den nordamerikanischen Ureinwohnern werden immer populärer. Das AMERICA Journal berichtet regelmäßig.

 zum Thema
 

Slideshow: Texas, einmal anders

Nachthimmel über der Pennybacker Bridge in Austin

Texas ist das Land der Weite und der glitzernden Metropolen, der Cowboys und der Öltürme. Doch es gibt auch ungewöhnliche Blicke auf den Lone Star State. 13 Impressionen!

 mehr lesen
 

 



Abo Abo kuendigen Kontakt Impressum Datenschutz
Seite empfehlen