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Stopover Island © Julia A. Latka
© Julia A. Latka

Zwischenstopp in Reykjavik



In Island fängt Amerika an? Zumindest geographisch gesehen. Auch das ist ein guter Grund für einen Stopover auf der größten Vulkaninsel der Welt.

Der Weg ist eigentlich urvertraut: Schon oft habe ich die Transatlantik-Strecke im Flugzeug zurückgelegt. Wie ein guter alter Bekannter krabbelt das kleine Flugzeug jetzt wieder gen Westen über die Landkarte des Fluginfosystems auf dem Bildschirm vor mir. Doch heute ist es anders, denn plötzlich biegt der Flieger nach Norden ab. Unbekanntes Terrain, jetzt wird es spannend.
Gut zwei Stunden später: Landeanflug auf Keflavik, Island. Unter uns moosbewachsene Weite und Lavageröll - ein kleines Abenteuer, das da mitten im Ozean liegt, genau zwischen Europa und Amerika. Es ist die größte Vulkaninsel der Welt, aufgeworfen durch die Begegnung von Europa und Amerika.
Drei Tage Stopover auf Island gönne ich mir auf dem Weg in die USA. In Island treffen sich die Nordamerikanische und die Eurasische Kontinentalplatte. Und mein Plan ist es, zu Fuß nach Amerika herüberzugehen. Eine aufregende Vorstellung.

Schlaflose Hauptstadt


Es ist Ende Juni, die Sonne geht nicht unter in Island. Sie verschwindet nachts kurz hinterm Horizont, um dann bald wieder aufzutauchen. So macht es auch nichts, dass mein Flug aus Berlin nach null Uhr eintrifft. Auf dem Flughafen, auf den Straßen nach Reykjavik - überall noch reges Treiben. Die Isländer wirken in diesen Tagen ein bisschen wie aufgedreht. Um diese Jahreszeit wird eben jeder Lichtstrahl eingesammelt und gespeichert für die dunkle Wintersaison.
Stopover Island © Julia A. Latka
© Julia A. Latka
Keine Provinz: Hauptstadt Reykjavik.
Der erste Tag beginnt nach wenig Schlaf, Reykjavik steht auf dem Programm. Zu Fuß erkunde ich die nordische Stadt. Entlang der Haupteinkaufsstraße Laugavegur fällt immer wieder der Blick durch die Seitengassen aufs blaue Wasser der Bucht, die wiederum würzige Seeluft in die Stadt schickt. Gedrungene Holzhäuser, weiß und pastellfarben getüncht, ein wenig vom feuchten Klima verwittert, säumen die Straßen.

Weltgewandte Vikinger


Ein angenehmes Gefühl der Ruhe und Abgelegenheit hat man hier. Kombiniert mit dem ebenso angenehmen Eindruck, es hier mit Menschen zu tun zu haben, die sich in der Welt auskennen. Die Kaffeehäuser sind modern und schick, am Kiosk gibt es eine englischsprachige Wochenzeitung, im Buchladen Bücher in allen möglichen Sprachen. Reykjavik hat nichts Provinzielles.
Kein Wunder: Die Isländer stammen von Weltumseglern ab, den Vikingern. Das und noch mehr erfahre ich in dem unterhaltsam gestalteten Museum "Reykjavík 871 /-2", das an der Ausgrabungsstelle einer Langhütte aus der Vikingerzeit entstanden und jedem Neuankömmling auf Island zu empfehlen ist. Der Museumswärter kümmert sich rührig um sein Publikum, erklärt und erzählt. Ein ausgeprägter Stolz auf die eigene Kultur soll mir hier noch öfter begegnen.

Gespür für Design


So wird auch recht schnell eines der größten Missverständnisse über Island aufgeklärt: Die Winter sind nicht so streng, die Temperaturen selten deutlich unter null. Der Golfstrom wärmt die Isländer immer ein wenig. Richtig heiß wird es wiederum im Sommer auch nicht. Drei Tage 17 Grad in Folge gelten schon als Hitzewelle.
Aber, wie die meisten nordischen Völker, hat man hier einen Draht zu Design und Inneneinrichtung, denn wenn es draußen dunkel ist, soll es drinnen schön sein. So gibt es in Reykjavik eine Vielzahl von geschmackvollen Geschäften, in denen man viel Zeit und viel Geld lassen kann.
Auf dem Rückweg ins Hotel setze ich mich in einen Reykjaviker Linienbus, immer eine interessante Möglichkeit, der einheimischen Realität näherzukommen. Der Busfahrer beschallt den Bus mit seiner Musik. Mir gefällt die wilde Seite von Island.
Am Abend bin ich zu müde, um zu diesem Thema weitere Recherchen anzustellen. Das sagenumwobene Nachtleben findet heute ohne mich statt. Am nächsten Tag möchte ich aufnahmefähig sein - und von Europa nach Amerika rüberspucken. Zum Glück gibt es im Hotel schwere Vorhänge. Denn heute wird die Sonne wieder nicht richtig untergehen.

Stopover Island © Julia A. Latka
© Julia A. Latka
Spannend: Geyser Gazing.

Tundra und Lava


Am nächsten Morgen geht's aufs Land. Der Fremdenverkehr ist prima organisiert. Im Internet habe ich eine Tagestour mit Bus gebucht, und tatsächlich, pünktlich erscheint der Abholservice in der Hotellobby. Der Busfahrer spricht so geschliffen englisch, dass die Franzosen an Bord ihm nicht glauben mögen, dass er Isländer ist. Das Bildungsniveau hat wohl nicht umsonst einen so guten Ruf.
Die Fahrt geht durch eine Tundralandschaft, von Lava hinterlassen, nach Süden und Osten ins grasgrüne, fruchtbare Eck von Island. Überall dampft die Erde. Geothermische Aktivität, erklärt der Guide. Unermüdlich erzählt er. Wir besuchen den imposanten Gullfoss Wasserfall, erleben hautnah den Ausbruch eines Geysirs, betrachten den Namensgeber aller Geysire der Welt - einen Geysir, der nur noch ein rundes, mit heißem Wasser gefülltes Erdloch ist. https://frandating.com

Zwischen zwei Kontinenten


Zum Schluss der Tour endlich der Thingvellir Nationalpark, in dem man das Treffen der Erdplatten wunderbar überblicken kann. Es ist auch ein historischer Platz, denn hier hielten die Isländer schon im 10. Jahrhundert quasi-demokratische Treffen ab, eine Art Kreistag der Vikingerdörfer.
Schwer vorstellbar, dass man tatsächlich zwischen zwei Kontinenten steht - und von einem zum anderen laufen kann. Die Erdplatten bewegen sich jährlich zwei Zentimeter auseinander, und die vulkanische Aktivität sorgt dafür, dass keine Lücke entsteht. Island ist wirklich ein faszinierender, intensiver Platz. Und wieder wird der isländische Jazz heute Nacht für andere spielen. Das Klima, die Eindrücke, die Energie - man fühlt sich wie nach einem Tag Badekur. Ich muss wohl ein zweites Mal zwischenlanden, um den Jazz zu hören.

Energie aus der Blauen Lagune


Am nächsten Tag, auf dem Rückweg zum Flughafen, komme ich dann tatsächlich zu einer realen Badekur. Ich lege noch den klassischen Stop ein: In der Blauen Lagune, jener salzigen, heißen Wassergrotte, der alle möglichen heilenden Kräfte nachgesagt werden. Das heiße Wasser in der Lagune ist das Abfallprodukt eines biothermischen Kraftwerkes. Diese etwas unappetitlich klingende Erklärung steht im großen Widerspruch zu der sehr stylischen Aufmachung der Badeanlage. Und das Sitzbad in der weißen Tunke ist wunderbar wohltuend. Gestärkt, aufgetankt mit isländischer Energie und angefüllt mit Eindrücken setze ich meine Reise weiter nach Amerika fort.



© Text: AMERICA/Julia A. Latka
 
 

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