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 © Siedler Verlag
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ITB-Buchpreis für Geert Mak: "Amerika"



Der Niederländer Geert Mak reiste auf John Steinbecks Spuren durch die USA. Sein Bericht wurde jetzt mit einem Buchpreis der ITB Berlin ausgezeichnet.

"Wenn ich das heisere Schrillen einer Schiffspfeife höre, bekomme ich immer noch Gänsehaut (...). Das Dröhnen eines Düsenflugzeugs, ein warmlaufender Motor und sogar Hufgeklapper wecken in mir das alte Reisefieber." John Steinbeck, Ikone der amerikanischen Literatur und Nobelpreisträger, schrieb über Vagabunden und war selbst einer, zumindest sah er sich so: "Ich fürchte, das Leiden ist unheilbar."
Im Jahr 1960, im Alter von 58 Jahren, wollte er es noch einmal wissen. An Bord eines zum Wohnmobil umgebauten Pick-ups brach er auf zu einer Reise durch Amerika, auf dem Beifahrersitz sein Pudel Charley: von seiner Heimat Sag Harbor nach Maine, dann über den Mittleren Westen nach Seattle. Durch Kalifornien und den Südwesten ging es weiter bis New Orleans, wo er die Reise abbrach. Diese Expedition verewigte Steinbeck in dem Buch "Meine Reise mit Charley".

Amerika auf der Couch


50 Jahre später folgte der niederländische Publizist Geert Mak, dessen Bücher "Das Jahrhundert meines Vaters" und "In Europa" international erfolgreich waren, Steinbecks Spuren. Mak fand dabei eine Nation in der Krise - nicht nur wirtschaftlich, sondern auch psychologisch: Amerika auf der Couch. Der Publizist beschreibt, wie die Veränderungen, die Steinbeck wahrnahm, die USA noch immer prägen - sogar stärker denn je.
Sehr anschaulich macht Mak dies am rasanten Wachstum der "Suburbs" fest, deren Siegeszug nicht nur "das Ende der alten Stadt und der alten Provinz" zur Folge hatte, sondern auch das Verschwinden der "Main Street USA" als lebendiger sozialer Gemeinschaft. Mak schreibt: "Das Problem reicht weiter als eine zugenagelte Bäckerei und ein geschlossenes Bankgebäude. Die Main Street hat auch ihre emotionale Kraft verloren - und damit ihre politische Bedeutung."

Hartes Urteil


Mak geht hart mit der Politik ins Gericht, zum Beispiel, wenn er die USA in punkto Einkommensverteilung mit der Ständegesellschaft des 18. Jahrhunderts vergleicht. Die Lebenserwartung - unter der von Bosnien. Die Chancengleichheit für Kinder - an letzter Stelle der entwickelten OECD-Nationen. Die Anbindung ans Internet - weltweit auf Platz 23, knapp vor Chile. Die Infrastruktur - marode und veraltet.
Jeden Satz, jede Feststellung, jede Zahl untermauert Mak mit Statistiken, Zitaten und Umfragen. Doch er vergrub sich nicht in Zahlenreihen und soziologische Studien. Geschickt vermischt er Reisebericht, Anekdoten, Legenden und Geschichte mit seinen Alltagsbegegnungen. Morgens setzte er sich ins Diner, um bei Rührei und Bacon mit Zufallsbekanntschaften zu plaudern und die lokale Presse zu durchforsten.
Nach und nach entsteht so fast beiläufig das Psychogramm einer Gesellschaft, ihrer Mythen und ihrer historischen Wurzeln, bei aller Kritik immer getragen von großer Sympathie für Amerika und die Amerikaner - und von der Sorge darum, wie es weitergehen mag.

Heimweh und Enttäuschung


Sorgen und wachsende Zweifel begleiteten auch John Steinbeck auf seiner Reise. Der alte Vagabund wurde offenbar geplagt von Heimweh und von Enttäuschung über eine veränderte Nation. An seinen Lektor schrieb er: "Uns fehlt der Druck, der die Menschen stark macht, und das Leid, das sie groß macht. Was uns drückt, sind unsere Schulden, was wir uns wünschen, sind noch mehr materielle Spielsachen, und was uns quält, ist die Langeweile. Im Laufe der Zeit ist diese Nation ein unzufriedenes Land geworden." Worte, die nach 50 Jahren nichts von ihrer Gültigkeit verloren haben.


Geert Mak: Amerika! Auf der Suche nach den Land der unbegrenzten Möglichkeiten, Siedler Verlag, 624 Seiten, 34,99 Euro, ISBN 978-3-8275-0023-6


© Text: Oliver Gerhard
 

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