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 © Buchmesse Frankfurt
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Buch-Nation Kanada



Die Frankfurter Buchmesse fand dieses Jahr digital statt. Im Mittelpunkt stand das Gastland Kanada. Das AMERICA Journal empfiehlt sechs Bücher aus der Fülle der Veröffentlichungen.

Die kanadische Kulturszene umfasst indigene Geschichtenerzähler, Migranten, die ihre Sprache und Kultur mitgebracht und dennoch die kollektive Identität Kanadas geformt haben, bekannte und unbekanntere Autoren und eine reiche Kreativszene aus Filmemachern, Musikern und Künstlern.
Die Verlagsbranche spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung der kanadischen Kultur und Kreativität im In- und Ausland. Der Markt umfasst 300 Buchverlage, die in über 80 Städten ansässig sind. Zusammen produzieren sie pro Jahr rund 8.500 Neuerscheinungen in allen Formaten. Die Branche zählt ungefähr 8.000 Beschäftigte.

Welche Bücher stehen beispielhaft für die Vielfalt der kanadischen Literatur? Wir stellen sechs Beispiele vor!


Akadische Kultur bewahren


„Ich bin ein Laster“ („I am a truck“) ist der Debütroman der kanadischen Schriftstellerin Michelle Winters. Er spielt im überwiegend frankofonen Norden der Provinz New Brunswick und rückt Franko- und Anglokanadier und ihr nicht immer reibungsloses Miteinander in den Fokus.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Agathe und Réjean Lapointe, die das Geheimnis einer harmonischen Ehe entdeckt haben: großzügig akzeptierte kleine Lügen. Als Réjean, nachdem er sich mit einem Anglofonen angefreundet hat, von einem Angelausflug nicht mehr heimkehrt und sein vielgeliebter Chevy Silver aufgefunden wird, tun sich allerdings ein paar Fragen auf.
Der trauernden Agathe geht bald das Geld aus, und so fängt sie an, in einem Elektronikgeschäft zu arbeiten. Ihre Kollegin Debbie, eine lebenslustige Ex-Cheerleaderin, bringt ihr Autofahren, Rock-and-Roll-Tanzen und noch so manches andere bei.
Liebe gegen Verlust, Symbiose gegen Emanzipation, Rock gegen Folk, Ford gegen Chevy: „Ich bin ein Laster“ ist Krimi und Emanzipationsgeschichte, Roman und Erzählung. Die englische Originalausgabe trägt dem akadischen Hintergrund mit eingestreuten, komplett auf akadisch geführten Dialogen à la „Ben, je drive mon truck“ Rechnung - die deutsche Übersetzung hat zum Glück viele davon stehenlassen.

 © D. Kurtness
© D. Kurtness
Lisa Moore.

Unglück und Glück in Neufundland


Lisa Moores Roman „Und wieder Februar“ erzählt eine Geschichte rund um den Untergang der Ölplattform Ocean Ranger 1982 in Neufundland, bei dem alle 84 Männer an Bord getötet wurden. Trauer durchströmt das Buch wie ein Fluss, der alles mit sich trägt.
Nebenarme münden aus der Vergangenheit in die Gegenwart, in das Leben von Helen, die bei dem Unglück ihren Mann verloren hat. Und dennoch ist „Und wieder Februar“ auch eine Geschichte von der Möglichkeit des Glücks – und damit eine typisch neufundländische Geschichte.

In den Urwäldern British Columbias


Was bleibt von der wilden Schönheit des Küstenregenwalds auf Vancouver Island, wenn der Klimawandel nicht gestoppt wird? In der im Oktober in Deutschland neu erschienenen Familiensaga „Das Flüstern der Bäume“ gibt der Romanautor Michael Christie darauf eine pessimistische Antwort: nicht viel.
Eine Naturkatastrophe namens „Great Withering“ hat im Jahr 2038 alles zerstört. Nur auf der fiktiven Insel „Greenwood“ vor Vancouver können sich reiche Touristen noch ein Bild von der grünen Pracht eines verloren gegangenen Ökosystems machen. Dort sind die Urwälder noch halbwegs intakt. Seit Generationen verbindet alle Familien auf Greenwood eines: der Wald.
Vorbild für dieses letzte Naturparadies ist neben den uralten Regenwäldern an der Westküste das Eiland Galiano vor Vancouver, dort hat der Autor Michael Christie seit 2005 seinen Zweitwohnsitz. „Hier zu leben, gibt dir eine Vorstellung davon, wie selten diese Natur ist und werden kann. Je mehr Zeit wir unter Bäumen verbringen, desto glücklicher und kreativer werden wir“, davon ist Christie, der für sich und seine Familie auf dem Eiland eine Blockhütte gezimmert hat, überzeugt.
Doch es gibt auch hier schon überall Zeichen von Klimastress“, sagt er. So würden die teils über 500 Jahre alten Riesenlebensbäume unter der Dürre leiden. Seinen Roman versteht Christie daher auch als Weckruf zum Handeln, um die Bäume zu schützen.

Auf XXL-Zugfahrt durch die Weiten Kanadas


Wer in relativ kurzer Zeit und ganz entspannt großes Landschaftskino erleben will, steigt in Kanada einfach in den Zug. Ein idealer Begleiter für solche Fahrten ist der im Oktober 2020 neu erschienene Roman der Bestsellerautorin Jocelyne Saucier.
„À train perdue“, auf Deutsch „Was dir bleibt“, führt über 3.000 Kilometer mit dem Zug quer durch Québec und Ontario. Und erzählt dabei nicht nur vom turbulenten Leben der 76-jährigen Passagierin Gladys, sondern auch Historisches über den Norden, seine Orte, Flüsse und Seen sowie seine Eisenbahnen und Zugenthusiasten.
Wie in einer Blase, in der die Zeit stillsteht. So würde man sich in einem Zugwaggon fühlen, der nachts durch die Wälder schneidet, sagt Jocelyne Saucier. Warm und geschützt. Die Bestsellerautorin, die seit 1961 in Eouyn-Noranda im Westen der Provinz Québec lebt, schreibt nicht nur auf Zugreisen; sie lässt sich auch von vorbeiziehenden Landschaften und Begegnungen mit Passagieren inspirieren.
So entstand die Initialzündung für ihren neuesten Roman „Ich sah eine ältere Dame, die alleine reiste. Irgendwann hielt der Zug und alle Passagiere sprachen miteinander, nur diese alte Dame verließ ihren Platz nicht. Fasziniert fragte ich mich: Warum verhält sie sich so reglos wie eine Wachsfigur? Läuft sie vor etwas davon? Weiß sie, wohin sie geht?“ Der Charakter der Gladys war geboren.

Leidenschaft und gutes Essen in Québec


In „Émilie und das kleine Restaurant“ erzählt Annie L´Italien mit Herz und Humor die Geschichte dreier Frauen in der kanadischen Provinz Québec, die eines gemeinsam haben: Sie widmen sich mit Leib und Seele dem Kochen und machen ihre Leidenschaft gegen alle Widerstände zum Beruf.
Marie-Juliette lebt in den 30er-Jahren und will unbedingt Chefköchin werden. Doch weil für berufstätige Frauen damals kein Platz ist, muss sie hart kämpfen, um sich durchzusetzen. Auch Hélène, die in den Sechzigern lebt, hat es nicht leicht. Nach der Trennung von ihrem Mann steht sie mit ihren zwei Kindern allein da und beschließt, mit einem Cateringunternehmen ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen.
Die junge Mutter Émilie wiederum lebt in der Gegenwart. Sie hat ihren stressigen Marketingjob hingeworfen und erfüllt sich den Traum vom eigenen Restaurant. Alle drei Frauen leben in Montréal - und zeitversetzt in der gleichen Wohnung.
Der Leser begegnet auf den etwas über 200 Seiten liebenswerten, humorvoll beschriebenen Protagonisten, die man gern als Freunde hätte. Die Geschichte ist zudem mit praktischem Mehrwert garniert: Es finden sich eingestreute Rezepte, wie „Lasagne verdammt“ oder „Spaghettisoße à la verstecktes Gemüse“.
Inspiriert wurde die Montréalerin Annie L`Italien zu diesem Wohlfühlbuch von den zahlreichen Kochshows im Fernsehen sowie ihrer Umgebung. Nicht umsonst hat Montréal die meisten Restaurants pro Kopf der Bevölkerung in Kanada und wird darin in Nordamerika nur noch von New York übertroffen.

Die raue Seele Neufundlands


„Es ist spektakulär schön und andererseits eine Herausforderung, hier zu leben," sagt Michael Crummey, der 1965 auf Neufundland geboren wurde und seit 2001 mit seiner Familie nahe der Hauptstadt St. John‘s im Südosten der Insel lebt.
Seine im August auf Deutsch neu erschienenen Romane „Sweetland“ und die „Die Unschuldigen“ sieht er als Hommage an die Kultur und den Zusammenhalt der Neufundländer, die auf dem Festland teils immer noch als eigen gelten.
„Die Kultur und die Politik, die wir nach Kanada brachten, war und ist sehr eigen“, sagt er im Interview. „Weil die Leute so sehr angewiesen waren auf die Fischerei, auf das Meer, das völlig unvorhersehbar war, manchmal auch sehr grausam, waren sie gezwungen, einander zu vertrauen.“ Was die Neufundländer zu dem gemacht hat, was sie sind, davon erzählt Crummeys Roman „Die Unschuldigen“, der im 18. Jahrhundert spielt. Ada und Evered, neun und elf Jahre alt, haben ihre Eltern verloren und kämpfen ums Überleben. Dabei orientieren sie sich an dem, was sie von ihren Eltern gelernt haben: Kabeljaufang, Holz hacken, Beeren suchen, Strandgut sammeln.
Ihre einzige Verbindung zur Außenwelt ist das Schiff namens „Hope“, das zweimal jährlich an der Küste ankert, um Kabeljau aufzukaufen und dafür Waren zu hinterlassen. Die Idee für die zwei Protagonisten basiert auch auf Crummeys eigener Familiengeschichte. Sein Vater wurde 1930 geboren und wuchs in einem Fischerdorf auf. Bereits im Alter von elf Jahren arbeitete er an Bord eines Kabeljauboots.


INFORMATIONEN
Eine eigene Website informiert über Neuerscheinungen und Veranstaltungen der Buchmesse mit Kanada-Bezug: https://canadafbm2020.com/de/home-de



© Text: Destination Canada
 
 

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