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@@Ausgabe 2-2006@@
AMERICA Journal - Magazin für Reisen, Lifestyle und Kultur in Nordamerika
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Acadia National Park, Maine.  © Christian Heeb
© Christian Heeb

Nationalparks der USA: Acadia, Maine



Mount Desert Island und ihre kleineren Nachbarinseln bilden den Acadia-Nationalpark im Nordosten der USA - ein maritimes Paradies mit Wäldern, Bergen und Gezeitenpools.


DER PARK


Die groben Felsen am Otter Point sind in Watte gepackt. Irgendwo da draußen arbeitet ein Dieselmotor, aber der Kutter, zu dem er gehört, bleibt unsichtbar. Das Tuckern des Motors, das Stöhnen eines Schiffshorns und die Schreie der Seetaucher erreichen das Ufer nur gedämpft. Den Rest schluckt der Nebel.
Zuerst färbt die Sonne die Millionen Wassertröpfchen in der Luft golden, dann lässt sie sie ganz verschwinden. Gegen Mittag liegt der Atlantik wieder offen und hellblau vor dem rosafarbenen Granit der Küste von Mount Desert Island, der Hauptinsel des Acadia National Parks im Bundesstaat Maine, der sich in die nordöstliche Ecke der USA quetscht.
Acadia National Park, Maine.  © Christian Heeb
© Christian Heeb
Naturparadies Acadia National Park
Nationalparks im Osten der USA sind selten. An der 2.000 Kilometer langen East Coast liegen nur zwei, von denen einer ein Pionier ist: Acadia war der erste Nationalpark östlich des Mississippi. Heute ist er mit 142 Quadratkilometern zwar der fünftkleinste, gehört aber zu den meistbesuchten. Damit ist auch schon das Hauptproblem klar: Im Hochsommer wird es hier richtig voll. Dabei wollte hier anderthalb Jahrhundert lang niemand in diese Gegend, denn sie lag im Zentrum des Konflikts zweier europäischer Mächte.
Der französische Entdecker Samuel de Champlain hat Mount Desert Island 1604 den Namen gegeben (L'isle des Monts Déserts). Seltsam, denn auf der "Insel der kargen Berge" stehen Birken und Ahornbäume dicht an dicht. Bis der französische Entdecker an der Insel vorbeisegelte, war die Gegend noch das Land der Wabanaki-Indianer - jetzt wurde es als Nouvelle France auf den Karten verzeichnet und später in "Acadie" umbenannt.
Die ersten französischen Siedler wurden zwar von den Indianern warm empfangen, aber von den Engländern gleich wieder vertrieben. Die nächsten 150 Jahre war das Gebiet ein Niemandsland zwischen beiden Parteien, bis sich die Engländer 1760 die Vorherrschaft erstritten und die Region New England tauften.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Insel dann zum zweiten Mal entdeckt. 250 Jahre nach Champlain wagten sich die Maler der "Hudson School" auf Mount Desert Island. Die so genannten Ruralists waren auf der Suche nach der ursprünglichen Natur. Fasziniert von der rauen Schönheit, quartierten sie sich bei den Maisfarmern und Hummerfischern der Insel ein.
Mit ihren Gemälden glorifizierten sie den mit Seen übersäten Bergrücken im Atlantik. Das lockte schließlich eine ganz neue Spezies an. Die 1880er brachten einigen Industriellen einen in der Moderne bis dahin beispiellosen Reichtum. Und die Rockefellers, Fords, Vanderbilts, Carnegies und Astors suchten sich das immer noch abgelegene Mount Desert Island als Sommerresidenz aus. Sie vertäuten ihre Jachten im Hafen und ließen sich "Cottages" bauen, die mehr als 100 Zimmer hatten. Erst die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg beendeten die Ära der Extravaganz auf der Insel.
Doch die Landschenkungen seiner reichen Exbewohner formen auch heute noch die Silhouette des Nationalparks: Acadia verteilt sich auf Bruchstücke von Mount Desert Island, ein paar kleine Inseln und die Schoodic Peninsula. Basisstation für die meisten Gäste ist Bar Harbor - dort gibt es auch die einzigen Unterkünfte in der Nähe.
Acadia National Park, Maine.  © Christian Heeb
© Christian Heeb
Sonnenuntergang über der Inselwelt
Acadia ist ein Park für lange Spaziergänge, Wanderungen oder Radtouren in einer vom Ozean geprägten Landschaft. Aber auch Autofahrer können sich die Zugnummern von Acadia erschließen. Sobald man die dichten Wälder und die Blaubeersträucher hinter sich gelassen hat, kann man die Welt der Gezeitenzone erforschen. Auf den wenigen Metern zwischen Hoch- und Niedrigwasser leben Tiere, die sich daran gewöhnt haben, zweimal am Tag der Luft ausgesetzt zu sein und zweimal vom Ozean überspült zu werden. Hier bilden sich auch die Gezeitenbecken. Diese Mikrolebensräume sprudeln vor Leben und faszinieren die Besucher als natürliche Aquarien.
In Acadia treffen sich aber nicht nur Wasser und Land, sondern auch kalte und gemäßigte Klimazone. In diesem Übergangsgebiet leben über 300 Vogelarten, 122 davon brüten sogar hier.

EIN TAG IM PARK


Einen Sommertag in Acadia verbringt man am besten auf Mount Desert Island. Die Hauptinsel besitzt auch die größten Attraktionen. Wer den Tag voll auskosten will, fährt schon vor Sonnenaufgang von Bar Harbour aus auf die Park Loop Road. Von dort aus sind es noch knapp sechs Kilometer bis zum Cadillac Mountain.
Oben auf der Höhe geht man zum Summit Trail auf die Ostseite des Berges. Jetzt hat man den Sonnenaufgang ganz für sich alleine. Möwen gleiten geräuschlos durch das erste rötliche Licht und die See glänzt 500 Meter tiefer in Pinktönen. Als frische Frühstücksergänzung kann man sich im Juli und August Blaubeeren am Wegrand pflücken.
Auf der Fahrt hinunter schaut man auf die Frenchman Bay, eine Bucht mit flachen, grün bewaldeten Inseltupfern. Sie sind die niedrigsten Gipfel einer Landschaft, die vor 20.000 Jahren von Gletschern bedeckt wurde und beim Anstieg des Meeresspiegels am Ende der letzten Eiszeit den Kopf knapp über Wasser halten konnten.
Jetzt fährt man zur Park Loop Road zurück und biegt nach rechts ein. Nach 800 Metern zweigt man wieder nach rechts ab und fährt bis zum Meer hinunter. Am Sand Beach kann man baden, doch bei einer Wassertemperatur, die selbst im Sommer nicht über 13 Grad steigt, ist das ein Fall für zähe Naturen.
1.500 Meter weiter steht ein Schild, das den Weg zum Thunder Hole weist. Das Donnern ist aber nur manchmal zu hören, einen Zeitplan gibt es dafür nicht. Einheimische schwören darauf, dass das Spektakel bei rauer See am eindrucksvollsten ist, wenn die Flut drei Viertel des maximalen Pegelstandes erreicht hat. Dann pressen die heranrollenden Wellen die Luft blitzartig nach oben und es rollt ein tiefes Grollen aus dem Schlund.
Acadia National Park, Maine.  © Christian Heeb
© Christian Heeb
Einsames Gewässer im Acadia National Park
Der nächste Halt sind die Otter Cliffs, die 30 Meter hoch über die See aufragen. Ein Strandweg führt an die Spitze der Landzunge zum Otter Point. Die Bojen draußen auf dem Meer markieren Hummerfallen. Am Hunters Head verlässt die Loop Road die Küste und führt am Jordan Pond vorbei ins Inselinnere. Er ist einer der vielen Seen, die die Gletscher herausgeschabt haben. Ein Birkenwald, der im Herbst gelb und rot strahlt, wächst bis dicht ans Ufer heran.
Um auch den Westteil der Insel zu besuchen, muss man aus dem Park herausfahren und dann wieder hinein. Zuerst geht es auf der Loop Road nach Norden, dann links auf den Highway 233, der in die 198 übergeht, dann nach links auf die 102 durch Somesville hindurch. Im Westen liegt Somes Sound, der einzige Fjord an der US-Atlantikküste.
Kurz danach biegt man auf die 102 A nach links ab und fährt wieder in ein Stück Park hinein. Bei Seawall liegt eine der besten Picknickstellen, einen Kilometer weiter geht der Ship Harbour Nature Trail ab. Hier wird das Ökosystem in der Übergangszone aus Wald und Gezeitenbecken erklärt.
Eine Abzweigung nach Süden führt zum Bass Harbour Head. Der Leuchtturm aus dem 19. Jahrhundert ist einer von fünf im Acadia National Park. Es ist ein magischer Moment, wenn diese in der Dämmerung beginnen, Schiffe vor Inseln, Landspitzen und Riffen zu warnen und ihre Lichtstreifen auf das Meer hinausschleudern. Zurück auf der 102 fährt man an Pretty Marsch vorbei wieder zum Visitor Center nach Somesville.
Wer Acadia im Sommer besucht, nicht so früh aufstehen möchte und gerade keine Menschenmengen sehen möchte, kann auch einen Ausflug auf die Schoodic Peninsula machen. Sie liegt 60 Kilometer von Bar Harbor entfernt. Man nimmt die zehn Kilometer lange Straße zum Schoodic Point, dort donnert die Brandung mächtig gegen die Granitfelsen, die von schwarzen Gängen durchzogen sind. Magma ist hier einst durch Spalten nach oben gestiegen. Bei Ebbe sollte man direkt gegenüber von Little Moose Island parken und durch den Schlick und die Salzwasserpools auf die winzige Insel hinüberwaten. Ein Pfad schlängelt sich zum Meer hinüber - dort hat man einen tollen Panoramablick auf den Atlantik.

WANDERN


Acadia bietet über 180 Kilometer Wanderwege, auf denen man auch im Sommer vor Autos und Verkehrsstaus flüchten kann. John D. Rockefeller Jr. hat den Ausbau von 90 Kilometern so genannter Carriage Roads gesponsert, die durch die Wälder der Insel führen und für Autos gesperrt sind. Auf den breiten, für Pferdewagen angelegten Kieswegen sind Radfahrer, Wanderer und Reiter unter sich. Die Schmuckstücke der Carriage Roads sind 17 handbehauene Granitbrücken.
Eine der schönsten Wanderstrecken ist der Hadlock Brook Loop. Man parkt am Highway 198 gleich nördlich des Upper Hadlock Ponds und nimmt die Abzweigung nach links zur Hemlock Bridge, einer dieser grob gemeißelten Brücken, die nach Rockefellers Anweisungen gebaut wurden. Auf dem Weg bergan kommt man zur ebenfalls schönen Waterfall Bridge, die neben einem zwölf Meter hohen Wasserfall liegt. Jenseits der Brücke gelangt man nach 1,5 Kilometern an eine Kreuzung. Man biegt in die Intersection 19 ein und bei Intersection 18 nochmal rechts ab. Der Weg führt jetzt am See entlang, auf dem Pelikane schwimmen. Über die Hadlock Brook Bridge wandert man zum Ausgangspunkt zurück.

REISEZEIT


Im Winter ist der Park zwar geöffnet, aber die Besuchereinrichtungen bleiben geschlossen. Die Park Loop Road ist größtenteils gesperrt und wird auch nicht geräumt. Auch die Bootsfahrten zu den kleineren Inseln finden unregelmäßig statt. Die Saison dauert vom 15. April bis Ende Oktober, Hauptreisezeit ist Juli und August - dann bilden sich auf Mount Desert Island Verkehrsstaus.

ANREISE


Der Acadia National Park liegt im äußersten Nordosten der USA, nur 80 Kilometer von der kanadischen Grenze entfernt. Von Boston aus nimmt man die Interstate 95 die Küste entlang nach Norden bis Bangor (zirka 220 Kilometer). Von dort aus die 1A Richtung Osten nach Ellsworth und dann den Highway 3 zum Park.

UNTERKUNFT UND CAMPING


Es gibt drei Campingplätze im Park, in Blackwoods und Sewall auf Mount Desert und auf der Isle au Haut, Infos unter www.nps.gov/acad oder Tel. 1 (518) 885-3639. Sie schließen Ende September oder Mitte Oktober. Das Bar Harbor Inn (www.barharborinn.com) ist ein Luxus-Resort direkt am Meer.

AUSKUNFT


Infos zum Park unter LINK::http://www.nps.gov/acad::www.nps.gov/acad::_neu@@@@


Ausgabe 2-2006

© Text: AMERICA/Lukas Martin
 

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