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Mesa Verde National Park, Colorado © Christian Heeb
© Christian Heeb

Nationalparks der USA: Mesa Verde, Colorado



Die Bauten der amerikanischen Ureinwohner, der Anasazi beeindrucken Wissenschaftler wie Touristen gleichermaßen. In Mesa Verde sind die Ruinen hervorragend erhalten.


DER PARK


Kurz vor Weihnachten des Jahres 1888 reiten die beiden Cowboys Charlie Mason und Richard Wetherill über die Hochebene Colorados. Sie sind auf der Suche nach Rindern, die im dichten Schneetreiben von der Herde getrennt worden sind. Als der Wald aus Kiefern und Wachholderbüschen plötzlich endet, schauen sie in einen der Sandstein-Canyons hinab, die das Plateau in Mesas, Tische, unterteilt. Zuerst glauben sie nicht, was sie da sehen: Unter einem Felsüberhang liegt etwas, das "wie eine prachtvolle Stadt" aussieht. Mehrstöckige, in den Fels gebaute Häuser und Türme, die einsam daliegen, seit mehr als 700 Jahren verlassen.
Mason und Wetherill waren wahrscheinlich die beiden ersten Weißen, die die Felswohnungen der Anasazi zu Gesicht bekamen - und sie hatten gleich die imposanteste Siedlung entdeckt, den so genannten Felsenpalast.
In der Folge haben Archäologen über 4.000 dieser Höhlenwohnungen gefunden, die Hüllen einer frühen Indianerkultur, die mit den größten dieser Bauwerke vor 700 Jahren ihren Höhepunkt, aber gleichzeitig auch ihr Ende erreichte. Weniger als 100 Jahre, nachdem die Anasazi ihren Cliff Palace aus Sandstein, Holzbalken und Mörtel geschaffen hatten, hatten sie Mesa Verde schon wieder verlassen. 24 Stämme der amerikanischen Ureinwohner zählen die Anasazi zu ihren Vorfahren, darunter die Navajo, deren Bezeichnung für "Die Alten" den mysteriösen Vorvätern ihren Namen gab.
Heute sind etwa 40 Pueblos und Höhlenwohnungen von den Straßen des Nationalparks aus zu sehen. Viele kann man besichtigen und anhand der Gebäude die Entwicklung dieser geheimnisvollen Hochkultur nachvollziehen, die so plötzlich verschwand.

EIN TAG IM PARK


Vom Eingang fährt man über das Far View Visitor Center und dann auf der Chapin Mesa, die meistbefahrene Parkstraße entlang. Kurz hinter der Abzweigung zum Cedar Tree Tower geht es rechts ab zum Chapin Mesa Museum. Dort bekommen die Besucher eine Einführung in die Geschichte der Anasazi und können sich von der Kunstfertigkeit der frühen Indianer überzeugen. Während der Hochzeit der Kultur drechselten die Frauen rundbauchige Tongefäße mit ausgefeilten schwarzen Zacken und Schnecken auf weißem Grund. Das eindrucksvollste Stück ist eine aus Hundehaar gewebte Schärpe, die schon vor 1.500 Jahren getragen wurde.
Im Museum bekommt man auch Broschüren zu den wichtigsten Ruinen. Mit dem Info-Blatt zum Spruce Tree House findet man den 400 Meter langen Weg zur besterhaltenen Ruine des Parks. Der kurze Weg hinunter führt zwischen den einheimischen Gambels-Eichen hindurch in den Canyon.
Die Anasazi haben den Komplex mit 114 Räumen so eng unter einen riesigen Felswulst eingepasst, dass noch heute fast die komplette, 60 Meter breite Steinstruktur mit ihren T-förmigen Türen zu sehen ist. Ungefähr 100 Personen lebten hier und benutzten acht Kivas, unterirdische Zeremonienstätten. Durch ein Rauchloch kann man in eine dieser dunklen Kammern hinabsteigen und vielleicht ein mystisches Erlebnis mit den Anasazi-Göttern haben.
Auch wenn man entlang des 4,5 Kilometer langen Petroglyph Trails große Felszeichnungen sehen kann, geht es hier um die Natur. Im Rangerbüro neben dem Museum bekommt man eine Broschüre, anhand derer man die Pflanzenwelt der Sonorawüste kennen lernen kann.
Im Park leben auch überraschend viele Tiere. Zu den häufigsten gehören der antilopenartige Maultierhirsch, Truthähne, Eichhörnchen und Stinktiere. Wer einem Schwarzbär oder einem Puma begegnet, sollte vorsichtig den Rückzug antreten.
Anschließend fährt man auf die Hauptstraße zurück und biegt auf die Ruins Road ab, die den Besucher über zwei Ringstrecken zu den Prunkbauten der frühen Hochkultur bringt.
Am besten nimmt man zuerst den Cliff Palace Loop zum Parkplatz des Cliff Palace. Nach ein paar Schritten steht man vor der größten Felswohnung Nordamerikas mit 217 Räumen. Besonders interessant sind die Felsmalereien oben im Square Tower.
Ein kleines Abenteuer ist die Besichtigung des Balcony House, mit 40 Räumen die eindrucksvollste Behausung im Park. Die Besucher müssen zehn Meter hohe Leitern hinaufklettern und durch Tunnel kriechen - niemand sollte vergessen, dass diese Kraxelei in über 2.100 Metern Höhe stattfindet. Belohnung ist ein herrlicher Blick auf den grünen Soda Canyon, der von den buschbewachsenen Tafeln der Hochebene überragt wird. Vom Parkplatz fährt man zurück zur Kreuzung mit dem Mesa Top Loop und biegt nach links ab. Am ersten Haltepunkt kann man sich eine Broschüre nehmen und dann 150 Meter zum Lookout Point über dem Square Tower House gehen. Hier hat man den besten Blick auf die höchste Ruine des Parks, die vier Stockwerke hohen Reste einer verfallenen Anlage.
Nach einer kurzen Fahrt gelangt man zu den Early Pueblo Ruins und kann einen Blick auf die Frühzeit der Anasazi-Kultur werfen. Seine ersten Felswohnungen hat das Volk vor 1.400 Jahren fast quadratisch in den Boden gehauen. Auf der weiteren Fahrt kann man anhand der freigelegten Reste die Fortschritte der Baukunst zwischen 900 und 1100 n. Chr. studieren.
Vom Sun Point Overlook mit seinem Blick über verschiedene Pueblos geht es hinüber zum Sun Temple. Das kunstvoll gehämmerte Gebäude gibt den Wissenschaftlern Rätsel auf - es war nie bewohnt. Moderne Pueblo-Indianer deuten es als zeremonielles Zentrum. Wissenschaftler glauben auch eine Sonnenuhr gefunden zu haben. An der Südwestecke des Tempels liegt ein Stein mit drei Kerben, die den Anasazi möglicherweise die Jahreszeiten angezeigt haben.
Vom Canyonrand hat man einen überwältigenden Blick auf den Cliff Palace. Hier kann es einem gehen wie Wetherill und Mason genau an dieser Stelle im Jahr 1888 - man traut seinen Augen nicht.



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© Text: AMERICA/Lukas Martin
 

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