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Gunnison © Christian Heeb
© Christian Heeb

Nationalparks der USA: Black Canyon of the Gunnison, Colorado



Eine schmale Schlucht, darüber die höchste Klippe Colorados: Der Black Canyon of the Gunnison flößte schon den Indianern Respekt ein. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.

DER PARK


Immer schattiger wird die Schlucht, immer schwärzer das Gestein, das ihre Ränder bildet, je weiter man in sie hinabsteigt. So tief und schmal ist dieser zerklüftete Abgrund, dass man zusehen kann, wie das Licht auch an Sonnentagen in den Felswänden versickert. Die schmalste Stelle am Boden des Black Canyon of the Gunnison ist nur knapp 15 Meter breit, dafür ragt mit der Painted Wall die höchste Klippe Colorados 685 Meter in die Höhe - das ist fast doppelt so hoch wie das Empire State Building.
Nicht nur den Pionieren des amerikanischen Westens, auch den Ureinwohner flößte die Finsternis und Wildheit dieses Naturwunders Respekt ein. Die hier ansässigen Ute-Indianer siedelten zwar an den Rändern der Schlucht, doch in ihr Inneres wagten sie sich nur sporadisch. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts traute sich der erste Entdecker in die Schneise, durch die mit ungeheurem Druck ein gewaltiger Fluss rauschte.
Als Captain John Williams Gunnison am 7. September 1853 ein Stück weit in den Canyon hinein ritt, sah er "einen Strom, eingebettet in eine gewundene Schlucht, der an eine riesige Schlange in Bewegung erinnert". Die Landschaft ringsum erschien Gunnison als "die raueste, bergigste und zerklüftetste", die er je gesehen habe.
Erst spätere Entdecker durchquerten die Schlucht ganz. Mit Hilfe einer Luftmatratze bezwangen William Torrence und Abraham Lincoln Fellows die Strudel und Stromschnellen, entkamen den schäumenden Wassermassen, die gegen Geröll und Felsbrocken knallten. Sie versuchten dabei, einen möglichst großen Teil der Strecke zu Fuß zurückzulegen, kletterten über Felsen und krochen langsam wie Schnecken über Steinbögen, die glitschige Brücken über den Strom formten.
Heute zähmen flussaufwärts drei Staudämme den Gunnison River, der dadurch einen Großteil seiner ursprünglichen Gewalt eingebüßt hat. Pappeln wachsen an den Ufern, Regenbogenforellen bevölkern das Gewässer. Immer wieder fliegt die plumpe, graue Wasseramsel (American Dipper) auf der Suche nach Insekten über flache Stellen, taucht ins tiefere Wasser ab oder rennt mit ungelenk abgestellten Flügeln am Ufer entlang.
Rau und anspruchsvoll präsentiert sich die Schlucht dennoch auch den heutigen Besuchern. Erst 1999 hat Bill Clinton den Black Canyon of the Gunnison zum Nationalpark erklärt. Über 53 Meilen erstreckt sich der gesamte Canyon, der Nationalpark schließt 14 davon ein. Steil, mit stürzenden Klippen und hoch aufsteigenden Felspfeilern bietet der Canyon Besuchern ein mitunter einschüchterndes Naturschauspiel. Kuppeln und Zinnen verzieren die Steilhänge. Felsnadeln, manche geformt wie Statuen, ragen zwischen den Klippen hervor. Wasserfälle stürzen zu beiden Seiten in die Tiefe.

EIN TAG IM PARK


Wir nähern uns dem Park von der Südseite und stoppen zunächst am South Rim Visitor Center, der für sämtliche Aktivitäten im Park Informationsmaterial bereithält. Außerdem stimmen wir uns mit der Ausstellung zu Geschichte und Natur auf die Welt des Black Canyon ein, den Einführungsfilm schauen wir uns ebenfalls an. Besonders wichtig: Kartenmaterial, auf dem die verschiedenen Wanderwege verzeichnet sind.
Wir entscheiden uns für den Oak Flat Loop Trail, der in der Nähe des Visitor Center beginnt. Dieser Trail beschreibt einen Rundweg von etwa zwei Meilen Länge. Anders als die als "leicht" oder "mittelschwer" gekennzeichneten Strecken gilt der Oak Flat Loop Trail als "anstrengend". Diese Einschätzung ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass er nicht nur am Rand der Schlucht entlang führt, sondern Auf- und Abstiege beinhaltet und ein Stück weit in den Abgrund hinabführt.
Folgt man der South Rim Road ab dem Visitor Center nach Norden, zweigt der Weg nach kurzer Zeit rechts ab, führt durch ein Espenwäldchen, wie es für viele Stellen im Black Canyon typisch ist, windet sich durch dichtes Gebüsch und erreicht die ersten Felsformationen, die einen spektakulären Ausblick bieten.
Unterhalb der Ränder der Schlucht beginnt sich plötzlich eine vollkommen andersartige Welt zu entfalten. Senkrechte oder fast senkrechte Wände, deren Oberflächen Risse aufweisen wie verätztes Metall, stellen perfekte, schattige Nischen für Pflanzen zur Verfügung. Hier blühen winzige Felsgärten voller Wildblumen, der Blick in die schwarze Spalte unter uns ist Schwindel erregend. Douglastannen stehen auf winzigen Waldflecken eng zusammen, Wacholderbüsche besiedeln zerklüftete Flanken, in denen der Schnee bis weit in den Frühling hinein liegen bleibt.
Der Weg wird nun schwieriger, Engstellen und steiles Gefälle sind jedoch auch ohne Spezialausrüstung zu bewältigen. Beim Blick über die Schlucht fällt auf, dass die nach Süden zeigende Wand fast senkrecht aufragt, die Nordwand sich jedoch flacher erhebt. Der Grund ist darin zu suchen, dass die Südwand mehr Sonnenlicht trifft und Flüssigkeit hier daher schneller verdampft und nicht wie in die nach Norden weisende Wand tief eindringt. Das immer wieder frierende und tauende Wasser dehnt sich in dem Fels aus und zieht sich zusammen, so dass der Stein verwittert, erodiert und immer wieder abbricht.
Tatsächlich fallen hier seit jeher schwarze Felsen in die Tiefe. Sie verengen den Strom am Grund des Canyons zusehends, bilden aber auch eine Gefahr für Wanderer, die in der Schlucht unterwegs sind. Unser Weg wendet sich nach Westen und steigt durch einen Wald aus Tannen und Espen langsam an. Wir halten Ausschau nach Dickhornschafen, die einst das Colorado Plateau in großer Zahl bevölkerten und die das steile, unzugängliche Terrain vor Räubern wie dem Puma schützt.
Berghüttensänger (Mountain Bluebird) und Diademhäher (Steller's Jay) sind hier zuhause, Der Wanderfalke (Peregrine Falcon) nistet auf Felsvorsprüngen und jagt kleinere Vögel im Flug. Im Black Canyon of the Gunnison hat er Gelegenheit, seinen Weltrekord als schnellster Jäger im Sturzflug (200 Meilen pro Stunde) zu unterbieten. Der Weißbrustsegler (White-throated Swift) nistet hoch oben in den Canyonwänden. Seine Jungen füttert er meist früh morgens oder am Abend, wenn seine Beute - fliegende Insekten - am aktivsten ist.
Schließlich bringt uns der Oak Flat Loop Trail zurück zum Ausgangspunkt. Da wir uns noch fit fühlen, schauen wir in die Karte und beschließen spontan, noch einmal 1,5 leichtere Meilen zu gehen. Der Warner Point Nature Trail führt uns durch Wälder aus bonsai-artigen Miniatur-Kiefern (pinyon pine) und Wacholderbäumen (juniper tree) auf die höchste Erhebung entlang des South Rim.

ANREISE

Der Black Canyon of the Gunnison liegt im Westen Colorados, etwa 250 Meilen südwestlich von Denver. Es gibt zwei Parkeingänge. Der Südeingang liegt 15 Meilen östlich von Montrose. Man erreicht ihn über den US-Highway 50 und den Colorado Highway 347. Zum Nordeingang kommt man über den Colorado Highway 92 und die North Rim Road. Er liegt elf Meilen südlich von Crawford. Die North Rim Road ist unbefestigt.
Eine Brücke zwischen beiden Eingängen gibt es nicht. Zum Gunnison River selbst gelangt man über die East Portal Road, die innerhalb des Nationalparks von der 347 abzweigt, allerdings seit geraumer Zeit wegen eines massiven Geröllabsturzes gesperrt ist. Es gibt einen unbefestigten Wanderweg vom Canyonrand hinunter zum Fluss, der Ab- und Wiederaufstieg ist jedoch äußerst anspruchsvoll. Am Ende des Pine Creek Trail liegt der Startpunkt für Bootstouren, die in den oberen Teil des Black Canyon führen.

REISEZEIT


Der Park ist ganzjährig geöffnet, allerdings ist im Winter die North Rim Road geschlossen. Der South Rim Visitor Center bietet im Winter Schneeschuh- oder Langlauftouren an. Die ideale Besuchszeit liegt zwischen Mai und September.

LODGING UND CAMPING


Es gibt am South Rim und am North Rim unbewachte Campinggelegenheiten. Während am South Rim immer Plätze zu haben sind, kann es vorkommen, dass der Campground am North Rim (13 Plätze) voll belegt ist. Nur der Loop A des Platzes am South Rim ist das ganze Jahr über geöffnet, Trinkwasser gibt es jedoch nur von Mitte Mai bis Mitte September.

© Text: Hannes Klug
 

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